Qualität im Nahverkehr ist auch ohne GDL-Streik nicht zufriedenstellend

PRO BAHN Niedersachsen/Bremen befasst sich mit Zugausfällen und Verspätungen

Hannover 12.09.2021

Derzeit wird schon darüber spekuliert, wer aus dem Streik der GDL bei der Deutschen Bahn als „Sieger“ hervorgeht, die Gewerkschaft oder das Unternehmen. Die Verlierer stehen aus Sicht des Fahrgastverbandes PRO BAHN indes bereits fest: Es sind die Kunden der Deutschen Bahn AG. Und die wenden sich mit Grausen von einem Verkehrsmittel ab, welches nicht mehr kalkulierbar ist.

Nach den Recherchen von PRO BAHN sind die Zugausfälle während der mehrtägigen Streiks allerdings nur die Spitze des Eisbergs von Qualitätsmängeln, der im Gegensatz zu den tatsächlichen Eisbergen immer größer wird. Die DB AG leidet unter dem Kampf zweier Gewerkschaften, der ohne viel Federlesens auf dem Rücken der Kunden ausgetragen wird, die zusätzlich schmutzige und versprayte Fahrzeugen oder verschlossenen Toiletten ertragen müssen. Bei einigen „Privaten“ wie der NordWestBahn sind Zugausfälle in den letzten Jahren zur Gewohnheit geworden. Und alle zusammen produzieren täglich Verspätungen und vermeidbare Anschlussverluste, die oftmals auf DB Netz zurückzuführen sind: Gestörte Weichen, gestörte Signale, gestörte Bahnübergänge …

Erixx – Es fährt nixx Als eine einzige Katastrophe stellt sich gegenwärtig der Betrieb beim einstigen Vorzeigeunternehmen erixx dar. Durch die Heide sprintet in der West-Ost-Richtung fast nichts mehr, der Verkehr in der Ostheide schwächelt dramatisch, und nun geht auch noch der Betrieb zwischen Buchholz und Hannover in die Knie. Seit August schon fährt wegen Lokführermangels kein Zug zwischen Bremen und Soltau mehr, und an den drei Tagen 08., 09. und 10.09.21 allein hat PRO BAHN darüber hinaus mehr als 60 ungeplante Ausfälle auf allen erixx-Strecken registriert. Dass im Vorfeld des Betriebsübergangs auf die Deutsche Bahn die Lokführer offenbar in Scharen das Weite suchen, ist ein offenes Geheimnis und kam so auch schon bei anderen Betriebsübergängen vor. Ob es unter der Regie der DB besser wird, ist zweifelhaft.
Bei PRO BAHN ist man alarmiert: „So kann es nicht weitergehen. Wir lehnen den GDL-Streik strikt ab, weil er am Ende jede Menge Leute abwandern lässt. Gleichzeitig hakt es aber auch an vielen anderen Stellen; zahlreiche Qualitätsprobleme werden durch mangelhafte Vorgaben und schlechtes Management verursacht,
etwa die akuten Zugausfälle bei erixx. Wir werden diese und andere Qualitätsprobleme ab sofort konsequent sammeln und aufbereiten, um Verbesserungen durchsetzen zu können. Die offiziellen Statistiken können das, was wir täglich erleben, kaum abbilden“, erläutert Malte Diehl, der etwa auf das täglich mehrfache Zerfallen des Taktknotens Oldenburg und den Verlust vieler Anschlüsse zwischen NordWestBahn und Deutscher Bahn verweist. „Auf dem Papier geht es immer um die Pünktlichkeit einzelner Züge und Linien. Wie oft dabei die planmäßigen Anschlüsse geklappt haben, wie oft der Anschlusszug den Reisenden sprichwörtlich vor der Nase weggefahren ist, spielt kaum eine Rolle.“

Bei der am Samstag, 11.09.2021, abgehaltenen Sitzung des Landesausschusses hat man eine Datenbank für Qualitätsmängel im Schienenverkehr auf den Weg gebracht. Darin sollen konkrete, belegbare Ereignisse und Schlechtleistungen erfasst werden, denn nur so lässt sich gegenüber Auftraggebern und Verkehrsunternehmen etwas zum Positiven bewegen. Zugausfälle, Verspätungen und andere Störungen können jederzeit per E-Mail unter info@niedersachsen.pro-bahn.de gemeldet werden.

„Wir sind ohne Wenn und Aber Befürworter des Verkehrsträgers Schiene. Deswegen sind wir ja PRO BAHN. Aber der Zustand dieses Verkehrsträgers und die eingerissene Mentalität, dass man den Kunden schon jede Menge zumuten kann, lassen bei uns die Alarmglocken schrillen. Die Mobilitätswende lässt sich so jedenfalls nicht erreichen“, erläutert Diehl. PRO BAHN strebt vor diesem Hintergrund einen intensiveren Dialog mit den zuständigen Stellen in Niedersachsen und Bremen an.

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