Nur magere Verbesserungen für Niedersachsen und Bremen

PRO BAHN Niedersachsen/Bremen zum neuen Fernverkehrs-Fahrplan der DB

Hannover 09.10.2021

Die Deutsche Bahn AG hat für den kommenden Fahrplanwechsel im Dezember 2021 zahlreiche Änderungen im Fernverkehr angekündigt, von denen einige auch die Bundesländer Niedersachsen und Bremen betreffen (siehe Pressemitteilung).

Dazu gehören:

  • Der morgendliche ICE-Sprinter Hamburg – Frankfurt fährt zukünftig auch den Frankfurter Flughafen an.
  • Es gibt je Richtung drei neue Sprinter Köln – Berlin ohne Halt in Hannover.
  • Von Hamburg über Bremen ins Ruhrgebiet verkehren mehr überlange ICEs („XXL-ICE“), die auch bisherige IC-Züge ersetzen.
  • Ein Zug der neuen IC-Linie Frankfurt – Münster wird je Richtung bis Norddeich Mole durchgebunden.
  • Bremerhaven wird im Fernverkehr mit einem IC-Zugpaar von/nach Koblenz bedient.
  • Ein ICE verbindet Hannover täglich direkt mit dem Ostseebad Binz

Der Landesverband Niedersachsen/Bremen des Fahrgastverbandes PRO BAHN freut sich grundsätzlich über jede Verbesserung im Fernverkehr, bemängelt aber, dass die neuen oder verbesserten Verbindungen viel zu mager ausfallen. Wenn es in diesem Tempo weitergeht, wird das Ziel einer Verdoppelung der Fahrgastzahlen bis 2030 ganz klar verfehlt werden.

So gibt es anders, als viele Berichte den Eindruck erwecken, offenbar keinen neuen ICE-Sprinter für Hannover. Stattdessen wird lediglich die bereits bestehende morgendliche Verbindung von Frankfurt Hbf statt wie bislang nach Darmstadt neu zum Frankfurter Flughafen geführt. Diese Verbesserung entpuppt sich daher als geringfügige Änderung des Streckenverlaufs. Nötig wäre aber kurzfristig mindestens ein weiteres Sprinterzugpaar Frankfurt – Hamburg gewesen, welches morgens nach Hamburg und am späten Nachmittag nach Frankfurt zurückfährt.

Von den neuen Sprintern Berlin – Köln ohne Halt in Hannover profitiert Niedersachsen nur indirekt. Da das übrige Fernverkehrsangebot auf dieser Strecke und auch die Zahl der Halte in Niedersachsen gleichbleibt, ist damit zu rechnen, dass zahlreiche zeitsensible Reisende von normalen Taktzügen auf die Sprinter umsteigen und sich die Platzsituation in den Taktzügen leicht entspannt. Das kommt Reisenden, die in Hannover oder Wolfsburg zusteigen, ebenfalls zugute.

PRO BAHN findet es zudem richtig, dass auf dieser wichtigen Strecke endlich ein Sprinter-Angebot eingeführt wird, denn nur möglichst kurze Fahrzeiten können mit dem innerdeutschen Flugverkehr konkurrieren. Dessen ungeachtet bedarf es auch zwischen dem Ruhrgebiet und Berlin weiterer Verbindungen mit Halt in Hannover und Wolfsburg, da der jetzige Stundentakt insgesamt für die Nachfrage und gute Anschlüsse in der Landeshauptstadt unzureichend ist.

Uneingeschränkt positiv für Hannover und das Umland ist hingegen die tägliche neue ICE-Direktverbindung über Berlin nach Rügen. Dadurch wird die Fahrt an die Ostsee deutlich komfortabler und attraktiver.

Ganz leer geht dagegen Bremen aus. Obwohl in etwa so groß wie Hannover, gibt es von hieraus weiterhin keine einzige Sprinter-Verbindung. Dabei könnte zum Beispiel ein ICE-Sprinter auf der stark nachgefragten Verbindung nach Berlin die Fahrzeit ab Bremen von drei auf gut zweieinhalb Stunden drücken und dementsprechend Fahrgäste anlocken. Dadurch würde diese Verbindung deutlich attraktiver werden, muss man doch bislang fast immer in Hannover umsteigen.

Die Durchbindung eines Zugpaares der neuen IC-Linie aus Frankfurt über Münster bis Norddeich sieht PRO BAHN einerseits positiv. Andererseits müssen wir auch daran erinnern, dass es diese Verbindung in der Vergangenheit schon viele Jahre lang gab, bis sich die DB AG dazu entschied, den Fernverkehr zwischen Münster und Frankfurt über Siegen komplett aufzugeben. So gesehen wird also lediglich eine Verschlechterung rückgängig gemacht.

Dass ICEs weitere Leistungen zwischen Hamburg und Rhein/Ruhr übernehmen, begrüßt PRO BAHN, ebenso die Steigerung des Sitzplatzangebots. Diese Strecke kommt leider seit langer Zeit gegenüber anderen Magistralen zu kurz, was Fahrzeugeinsatz und Taktfrequenz angeht. Hier muss endlich auf den im Deutschland-Takt vorgesehenen Halbstundentakt hingearbeitet werden.

Die IC-Verbindung nach Bremerhaven sieht PRO BAHN mit gemischten Gefühlen. Natürlich ist es wichtig, eine Stadt dieser Größe an das Fernverkehrsnetz anzuschließen. Allerdings ist ein einzelnes Zugpaar außerhalb des eingespielten Liniengefüges oft unattraktiv, weil nicht die besten Fahrplantrassen reserviert werden können und weniger Anschlüsse bestehen. Sollte dies wie befürchtet zu einer schlechten Nutzung dieses Zuges führen, bestünde die Gefahr, dass die Verbindung so schnell verschwindet wie seinerzeit der saisonale ICE von München nach Norddeich und zurück.

Das könnte dann als Vorwand genommen werden, auf lange Sicht keine Fernzüge nach Bremerhaven oder gar Cuxhaven zu fahren. Wir wünschen uns für Bremerhaven daher eine von Beginn an ganztägige Fernverkehrsanbindung mindestens im Zwei-Stunden-Takt.

In Summe bietet der neue Fernverkehrsfahrplan also für Niedersachsen und Bremen einige kleinere Verbesserungen. Ein großer Schritt in Richtung Verkehrswende ist es aber nicht. Will man die politisch gesetzten Ziele ernsthaft erreichen, muss sich bei den nächsten Fahrplanwechseln deutlich mehr tun. Zudem muss weiterhin sichergestellt sein, dass alle bestehenden und zukünftigen Sprinter-Leistungen keine normalen Taktzüge im Nah- und Fernverkehr negativ beeinträchtigen.

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