PRO BAHN wählt neuen Vorstand und bekräftigt Forderung nach NBS Hamburg – Hannover mit schnellem Regionalverkehr

Pressemitteilung zur Landesversammlung in Soltau

Der Fahrgastverband PRO BAHN hat am Sonnabend, dem 24.06.23, auf der Landesversammlung des Landesverbandes Niedersachsen/Bremen einen neuen Vorstand gewählt.

Als Vorsitzender bestätigt wurde auf der Landesversammlung Malte Diehl aus Oldenburg, der den Verband seit 2021 leitet. Ebenfalls wiedergewählt wurden Stefan Goda aus Alfhausen als Stellvertreter und Ulrich Grunert aus Hemmingen als Schatzmeister. Den zweiten Posten als Stellvertreter besetzt nun Michael Reinboth aus Walkenried, nachdem der bisherige Amtsinhaber Werner Stommel im Winter bedauerlicherweise verstorben war. Vervollständigt wird der neue Vorstand durch die drei Beisitzer Ingo Franßen (Bremen), Holger Klages (Hildesheim) und Ulrich Nolte (Neuenhaus). Aus dem Vorstand ausgeschieden ist Tobias Kreitz (Hardegsen), der mit Dank für seine Arbeit und einem kleinen Präsent verabschiedet wurde.

Die Anreise zur Versammlung mit dem öffentlichen Personenverkehr gestaltete sich äußerst beschwerlich, weil der Betreiber des Heidekreuzes rund um Soltau, die DB-Tochter Start, nicht in der Lage ist, genügend Triebwagen betriebsfähig zu halten. Deswegen herrscht auf der Strecke Bremen – Soltau – Uelzen seit Wochen ein unattraktiver Schienenersatzverkehr (SEV) mit Bussen, die offenbar eilig von überall zusammengekratzt wurden und ihre besten Tage hinter sich haben. Mindestens ebenso skandalös wie der SEV an sich ist die Tatsache, dass die Informationen darüber immer noch nicht in die verschiedenen digitalen Auskunftsysteme eingepflegt wurden, wodurch die Fahrgäste irregeleitet werden. „PRO BAHN ist entsetzt über das gleichbleibend schlechte Bild, das Start seit nunmehr anderthalb Jahren sowohl auf dem Heidekreuz als auch auf Lamme- und Wesertalbahn abgibt und so dort täglich weitere Fahrgäste vergrault“, sagt dazu Vorsitzender Diehl.

Nachdem zuletzt 2019 der Fahrgastpreis „Silberner Schienennagel“ vergeben worden war, durften sich diesmal gleich zwei Preisträger über die Auszeichnung freuen. Geehrt wurden Gerhard Janßen, Angestellter der Firma Bruns Omnibusverkehr aus Jever, für sein langjähriges Engagement für die Kunden von Bahn und Bus sowie die Bentheimer Eisenbahn, vertreten durch Joachim Berends (Vorstand) und Ralf Uekermann (Leiter Eisenbahnprojekte). Sie erhielt den Preis wegen des konsequenten und fahrgastfreundlichen Ausbaus des öffentlichen Personennahverkehrs in der Grafschaft Bentheim, einschließlich der Reaktivierung der Bahnstrecke von Bad Bentheim nach Neuenhaus.

Inhaltlicher Schwerpunkt der Tagung war die Debatte um Alpha-E bzw. eine mögliche Neubaustrecke von Hamburg nach Hannover. Als Gast war der CDU-Landtagsabgeordnete des Heidekreises, Dr. von Danwitz, eingeladen und stellte sich nach seinem Grußwort den Fragen und Meinungen der anwesenden Mitglieder in einer konstruktiven und aufgeschlossenen Diskussion. Während in der niedersächsischen Landespolitik ganz überwiegend – so auch von der CDU – auf der Umsetzung von Alpha-E  beharrt wird, womit der 2015 im Rahmen des Dialogforums Schiene Nord getroffene Mehrheitsbeschluss für einen zeitraubenden Bestandsausbau durch Lüneburg, Uelzen und Celle gemeint ist, bevorzugte PRO BAHN damals wie heute eine Neubaustrecke, um den Bahnverkehr zwischen Hamburg und Hannover zukunftsfest zu machen.

Im weiteren Verlauf konnte Bahnexperte Rainer Engel von der Initiative Deutschlandtakt in einem Vortrag darlegen, dass die jetzige Alpha-E-Planung ganz wesentlich von zu geringen Streckenkapazitäten ausgeht. Sie unterstellt nämlich unter anderem, man könnte den Güterverkehr, der wegen des in Alpha-E vorgesehenen unzureichenden Ausbaus der Bestandsstrecke nicht mehr direkt von Hamburg nach Hannover fahren kann, über Wittenberge und Stendal umleiten. Dies bedeutet aber enorme Probleme an mehreren Stellen: Die Züge müssten die ebenfalls überlastete Strecke Hamburg – Berlin mitnutzen, einen großen, kostspieligen Umweg fahren, und, sofern sie im Güterbahnhof Maschen beginnen, sogar das Nadelöhr zwischen Hamburg-Harburg und den Elbbrücken befahren. Gleichzeitig verbessert sich dadurch mangels Kapazität für Niedersachsen nichts im Regional- und Fernverkehr über Lüneburg, Uelzen und Celle.

Aus diesen und weiteren Gründen hat PRO BAHN auf der Sitzung zum Abschluss einen Antrag beschlossen, der den Ausbau des Soltauer Heidekreuzes zu einem echten Heidestern mit Vorteilen für die gesamte Lünebuger Heide fordert. Dazu gehören unter anderem folgende Maßnahmen:

  • Umsetzung der Neubaustrecke Hamburg – Hannover entlang A7 und B3 mit Verbindungskurven nach Soltau aus nördlicher und südlicher Richtung
  • Einrichtung einer schnellen RE-Linie von Hamburg über die Neubaustrecke mit Zwischenhalt in Egestorf nach Soltau und weiter über die Heidebahn mit allen Zwischenhalten nach Hannover
  • Einrichtung einer schnellen RE-Linie von Soltau über die Neubaustrecke mit Zwischenhalt in Bergen nach Celle, Lehrte und weiter in den Südosten Niedersachsens
  • Reaktivierung der bestehenden Strecke Lüneburg – Soltau wie geplant
  • Reaktivierung der bestehenden Strecke Soltau – Celle bei ausreichendem Nutzen-Kosten-Faktor
  • Elektrifizierung und Beschleunigung der Heidebahn nebst Erhöhung der Streckenkapazität, z.B. durch zweigleisige Abschnitte

„Wenn diese Forderungen umgesetzt werden, gewinnen der Heidekreis und ganz Niedersachsen auch im Regionalverkehr durch eine Neubaustrecke“, sagt dazu Vorsitzender Diehl. „Alleine zwischen Soltau, Bad Fallingbostel oder Walsrode und Hamburg würde sich die Fahrzeit pro Richtung um gut 30 Minuten reduzieren und der lästige Umstieg in Buchholz entfallen.“

Anlage: Bilder von der Preisverleihung des Silbernen Schienennagels

Bild 1: Überreichung an Gerhard Janßen, Bruns Omnibusverkehr

  • Von links nach rechts: Malte Diehl, Gerhard Janßen, Hans-Joachim Zschiesche

Bild 2: Überreichung an die Bentheimer Eisenbahn

  • Von links nach rechts: Stefan Goda, Joachim Berends, Ralf Uekermann, Malte Diehl

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