PRO BAHN fordert Garantiefahrpläne für Bahn und Bus

Für Omikron-Welle und darüber hinaus

Hannover, 16.01.2022

Angesichts der sich schnell aufbauenden Omikron-Welle und der zahlreichen daraus folgenden Arbeitsausfälle durch Krankheit und Quarantäne fordert der Fahrgastverband PRO BAHN für den öffentlichen Personenverkehr in Niedersachsen und Bremen abgestimmte Garantiefahrpläne. Diese sollen alle Verbindungen enthalten, die auch bei sehr hohem Personalausfall verlässlich angeboten werden können. Ist absehbar, dass ein Verkehrsunternehmen den fahrplanmäßigen Bahn- oder Busbetrieb wegen Corona nicht mehr vollumfänglich gewährleisten kann, sollen für die betroffenen Strecken die vorbereiteten Garantiefahrpläne mit kurzem Vorlauf aktiviert werden, bis ein Normalbetrieb wieder möglich ist. In den veröffentlichten Regelfahrplänen sollen die garantierten Verbindungen entsprechend gekennzeichnet werden.

PRO BAHN erwartet, dass die Corona-Inzidenzen in den kommenden Tagen und Wochen weiter drastisch steigen und bislang unbekannte Höhen erreichen werden, bevor sie wieder fallen. Bremen hat bereits die höchste innerdeutsche Inzidenz mit entsprechend vielen Arbeitnehmern, die durch Krankheit oder Quarantäne ausfallen. Auch Niedersachsen und die umliegenden Bundesländer, aus denen ebenfalls viel Personal kommt, verzeichnen stark steigende Fallzahlen. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass auch größere Verkehrsunternehmen mit nennenswerten Puffern bald nicht mehr alle planmäßigen Verbindungen anbieten können. In Großbritannien mit seinen sehr hohen Fallzahlen sind coronabedingte Zugausfälle an der Tagesordnung. Die Bremer Straßenbahn AG hat einen solchen reduzierten Fahrplan bereits Mitte Dezember für ihre Linien herausgegeben.

Malte Diehl, Vorsitzender von PRO BAHN Niedersachsen/Bremen sagt dazu: „Auch die jüngst gelockerten Quarantänebestimmungen dürften nicht verhindern, dass es in Deutschland während der nächsten Wochen zu massiven Ausfällen von Bussen und Bahnen kommt. Wenn dies passiert, ist es für die Fahrgäste sehr wichtig zu wissen, auf welche Verbindungen sie sich mindestens verlassen können. Eine Situation, in der jeden Tag aufs Neue ausgearbeitet werden muss, was fährt und was nicht, ist insbesondere für Pendler und andere regelmäßige Fahrgäste untragbar. Sie sind auf stabile, verlässliche Verbindungen angewiesen.“

PRO BAHN verweist an dieser Stelle auf die katastrophalen Ausfälle im Netz von erixx ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2021, die laut dem Unternehmen unter anderem auf die Einführung der 3G-Regel am Arbeitsplatz und auf die – anscheinend innerbetrieblich völlig unkoordinierten – Auffrischungsimpfungen des Personals zurückzuführen seien. Hier fielen jeden Tag völlig unvorhersagbar zahlreiche Züge selbst in der Hauptverkehrszeit aus, und es dauerte etliche Tage, bis ein hastig zusammengestellter Notfahrplan gefahren werden konnte. Trotzdem gibt es immer noch häufig weitere, ungeplante Zugausfälle im erixx-Netz. Ein rechtzeitig ausgearbeiteter Garantiefahrplan hätte schon unmittelbar nach Erkennen der Notlage aktiviert werden können.

Ein solcher Garantiefahrplan könnte sich auch in anderen Fällen auszahlen. „In manchen Ländern, etwa Italien, werden solche Fahrpläne auch bei Streiks angewandt“, erklärt Diehl und fordert, dies auch in Deutschland zu tun. „Wir als Fahrgäste leiden regelmäßig unter Streiks, obwohl wir nichts dafür können. Ein Garantiefahrplan könnte auch hier wenigstens eine gewisse Linderung bringen. Aber auch bei kurzfristigem Fahrzeugmangel oder Insolvenz eines Verkehrsunternehmens wäre ein Garantiefahrplan sinnvoll.

Wichtig ist für PRO BAHN dabei, dass die Garantiefahrpläne auf Basis der Regelfahrpläne erstellt werden, aufeinander abgestimmt sind und durch sie die sogenannte Reisekette nicht willkürlich zerrissen wird. Besteht beispielsweise an einem Bahnhof stündlich ein planmäßiger Anschluss von einem Regionalexpress zu einer wichtigen Buslinie, so muss dieser Anschluss auch bei reduziertem Angebot grundsätzlich funktionieren – statt stündlich dann vielleicht nur noch zweistündlich. Keinesfalls dürfte der Regionalexpress aber nur noch in den Stunden fahren, in denen der Bus nicht fahren kann.

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