Einfacher und günstiger Nachfolgetarif nötig; bestehenden Verkehr trotz geringerer Einnahmen sicherstellen!

PRO BAHN fordert Nachfolger des 9-Euro-Tickets für Land und Bund.

Hannover, 14.08.2022

Für die Zeit ab September fordert der Fahrgastverband PRO BAHN, Landesverband Niedersachsen/Bremen, ein durchdachtes und solide finanziertes Folgekonzept für das 9-Euro-Ticket. Die niedersächsische und bremische Politik sind hier in der Pflicht, eng und konstruktiv mit Bund und Ländern zusammenzuarbeiten und schnellstmöglich einen Nachfolgetarif zu etablieren, der die beiden wesentlichen Eigenschaften des 9-Euro-Tickets – unschlagbare Einfachheit bei günstigem Preis – erhält. Diese begründen auch den großen Erfolg des Tickets mit über 30 Millionen Käufern, wodurch gezeigt wurde, welch großes Fahrgastpotential der öffentliche Personennahverkehr unter besseren Bedingungen dauerhaft hätte.

PRO BAHN stellt sich einen nach Gültigkeitsbereichen preislich gestaffelten Tarif vor:

  • Die günstigste Fahrkarte gilt für Niedersachsen, Bremen und bestimmte Strecken und Verkehrsmittel Hannover und Osnabrück fahren zu können. Dies entspricht dem Gültigkeitsbereich des jetzigen Niedersachsen-Tickets.
  • Die zweite Tarifstufe umfasst ein weiteres, vorher auszuwählendes Bundesland, das an Niedersachsen angrenzen muss, und kostet daher einen gewissen Aufpreis. Dies nützt vor allem Fahrgästen in niedersächsischen Grenzgebieten.
  • Drittens wird zu einem noch etwas höheren Preis eine bundesweit gültige Fahrkarte angeboten.

Die Fahrkarten sollen sowohl für einen Monatszeitraum mit flexiblem Beginndatum als auch im vergünstigten Abonnement für ein ganzes Jahr erworben werden können. „Besonders wichtig ist, dass auch der Nachfolger wieder im gesamten Nah- und Regionalverkehr gilt, egal ob Bus, Zug, Straßenbahn oder andere Verkehrsmittel“, erläutert Malte Diehl, Landesvorsitzender, die Vorstellungen des Verbandes. „Nur dadurch bleibt die Einfachheit erhalten, und die Fahrgäste werden nicht durch die Komplexität des Tarifsystems abgeschreckt.“

Nach Ansicht von PRO BAHN Niedersachsen/Bremen wird ein Nachfolger des 9-Euro-Tickets deutlich mehr kosten müssen. Einerseits gilt es, die Finanzierung des Öffentlichen Personennahverkehrs sicherzustellen, andererseits darf der ÖPNV nicht zu Schleuderpreisen angeboten werden. Studien haben in den vergangenen Wochen gezeigt, dass zwar die Staus abgenommen und die Fahrgastzahlen gerade im ländlichen Raum massiv zugenommen haben, dass aber ein Teil der Fahrten ohne den zu günstigen Preis gar nicht stattgefunden hätte. Während die von verschiedenen Seiten veröffentlichten Preisvorschläge sicherlich einen sinnvollen Diskussionsrahmen darstellen, hält sich der PRO-BAHN-Landesverband aufgrund der zahlreichen zu berücksichtigenden Faktoren mit einer exakten Preisempfehlung zurück.

Dazu sagt Diehl: „Wir wollen Menschen durch ein attraktives Angebot mit konkurrenzfähigen Preisen zum Umstieg vom Auto auf den Zug oder andere öffentliche Verkehrsmittel bewegen, wenn die Verkehrswende gelingen soll. Wenn aber zu großen Teilen neuer Verkehr entsteht, weil die Fahrkarte allzu billig ist, geht es genau in die falsche, umweltschädliche Richtung.“

Eine wichtige Zielgruppe des Nachfolgers sollten gerade auch solche Pendler sein, die vielleicht nur an zwei oder drei Tagen die Woche im Büro sind und ansonsten von zu Hause aus arbeiten. Für sie sind die bestehenden Angebote mit Wochen- und Monatskarten oftmals unattraktiv. Den Fernverkehr möchte der Landesverband aber explizit nicht in den Nachfolger einbeziehen, da es hier bereits zahlreiche günstige Sparpreise gibt.

Große Sorge bereitet PRO BAHN indes die Finanzierung des ÖPNV. Durch Corona, aber eben auch durch den zu günstigen Preis des 9-Euro-Tickets und eine allgemein unzureichende Finanzierung stehen viele Verkehrsbetriebe und Aufgabenträger vor erheblichen finanziellen Schwierigkeiten. Ganz konkret drohen an zahlreichen Orten in Niedersachsen, schlimmstenfalls sogar landesweit, Einschränkungen des Angebots, weil es an Geld mangelt. Für die Akzeptanz des ÖPNVs und die Verkehrswende an sich wäre dies eine Katastrophe, zumal insbesondere die Bahn durch verschiedene Faktoren wie ein marodes Schienennetz und schlechte Betriebsführung bei einigen Anbietern viel Ärger bei den Reisenden verursacht.

Daher lautet die wichtigste Forderung von PRO BAHN an Niedersachsen und Bremen, in jedem Fall mindestens das bisherige Angebot im ÖPNV auf allen Linien sicherzustellen, denn hierbei handelt es sich um einen wesentlichen Teil der Daseinsvorsorge. Wir erwarten dementsprechend, dass für den Nachfolger des 9-Euro-Tickets Niedersachsen und Bremen in Abstimmung mit dem Bund die Zuschüsse für den ÖPNV über das bestehende Mass hinaus deutlich erhöhen. Jegliche Gefährdung des bestehenden oder zukünftig geplanten Angebots (Stichwort: Deutschlandtakt) muss durch beide Länder für sämtliche öffentliche Verkehrsmittel ausgeschlossen werden. Denn ohne ein gutes Angebot verpufft selbst der beste Preis.

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