Fahrradmitnahme im Zug boomt: PRO BAHN fordert bessere und klarere Bedingungen für Fahrgäste

Mit der warmen Jahreszeit beginnt auch in Niedersachsen und Bremen wieder die Ausflugs- und Urlaubszeit. Besonders Niedersachsen ist seit langem ein Fahrradland, und mehr und mehr Fahrgäste möchten ihr Fahrrad mit auf die Reise nehmen. Das führt immer wieder zu Konflikten und Problemen. Der Fahrgastverband PRO BAHN fordert daher Verbesserungen und klare Regeln für die Fahrradmitnahme in Niedersachsen und Bremen.

Zwar ist seit der Bahnreform einiges besser geworden, aber trotzdem kommt es regelmäßig vor, dass die Kapazitäten nicht ausreichen und Fahrgäste mit Rad zurückbleiben müssen, dass der falsche Tarif gewählt wird oder eine Platzreservierung für das Fahrrad nicht möglich ist. Außerdem gibt es in Niedersachsen und Bremen keine speziellen Ausflugszüge auf den bei Fahrradtouristen besonders beliebten Strecken, und die wenigen Busanschlüsse sind auch nur selten auf Fahrradmitnahme ausgelegt.

„Ausflüge mit Bahn und Rad sind eine bequeme und umweltfreundliche Alternative zum Auto“, sagt dazu Malte Diehl, Landesvorsitzender von PRO BAHN in Niedersachsen und Bremen. „Leider haben sich die Möglichkeiten zur Fahrradmitnahme in öffentlichen Verkehrsmitteln in den letzten Jahren trotz deren zunehmender Beliebtheit nicht nennenswert verbessert. Natürlich ist die Fahrradmitnahme nicht der Hauptzweck von Personenzügen und Omnibussen – das ist und bleibt die Personenbeförderung –, aber ein Verkehrsmittel wird nur dann wirklich attraktiv, wenn es in allen Lebenslagen problemlos nutzbar ist.“

Der Landesverband Niedersachsen/Bremen des Fahrgastverbandes PRO BAHN stellt konkret folgende Forderungen auf, um die Situation für alle Reisenden bestmöglich auszugestalten:

  • Einfache Reservierung: Es muss eine einheitliche und einfache zu bedienende digitale Reservierungsmöglichkeit für die Fahrradmitnahme in allen Zügen des Nah- und Fernverkehrs geben. Derzeit bieten einige Eisenbahnunternehmen überhaupt keine Reservierung an. Im Endausbau muss die Mitnahme des Fahrrads auch bei einem Anschlussverlust lückenlos gewährleistet werden können. In neu zu beschaffenden Fahrzeugen sind Reservierungsanzeigen vorzusehen.
  • Einführung von Ausflugszügen: Wie etwa bereits in Bayern üblich sollen Niedersachsen und Bremen im Nahverkehr auf den am stärksten nachgefragten Strecken zusätzliche Ausflugszüge einsetzen, um die Züge im Taktverkehr zu entlasten, etwa zwischen Hannover und Norddeich oder Bremerhaven. Diese Züge sollen möglichst große Kapazitäten zur Fahrradmitnahme aufweisen und mit genügend Zugbegleitern verkehren. Deren Aufgabe ist es, einerseits zu helfen, andererseits aber auch auf die Einhaltung der Regeln beim Fahrradtransport zu achten. PRO BAHN schlägt vor, dafür zunächst die Züge zu nutzen, die unter der Woche in den Hauptverkehrszeiten als Verstärker eingesetzt werden und am Wochenende bislang meist ungenutzt herumstehen. Langfristig sollten Züge mit einer innovativen und flexiblen Raumaufteilung beschafft werden, die je nach Einsatzzweck mit wenigen Handgriffen geändert werden kann (vgl. DB-Ideenzug).
  • Mehr Radlerbusse: Der Einsatz von Bussen mit Fahrradanhänger, die derzeit nur auf einigen wenigen Linien im Land verkehren (z.B. Elb-Shuttle, Grafschafter Fietsenbus), soll flächendeckend auf alle touristisch wichtigen Routen ausgeweitet werden. Die Kurse, die einen solchen Anhänger mitführen, sind in den Fahrplänen deutlich zu kennzeichnen und ihre Fahrzeiten auf die aufkommensstarken Züge abzustimmen, um den bestmöglichen Effekt zu erzielen.
  • Einheitlicher Tarife und Sperrzeiten: Die zahlreichen unterschiedlichen Fahrradkarten innerhalb Niedersachsens und Bremens sind hinsichtlich ihrer Gültigkeitsbereiche anzugleichen, so dass Fahrgäste sich jederzeit schnell orientieren können. Die Sperrzeiten für die Fahrradmitnahme, die in Teilen des Bahnnetzes bestehen, sind ebenfalls zu vereinheitlichen.
  • Ausbau des Fahrradverleihs an Bahnhöfen: An allen touristisch relevanten Bahnhöfen sollte die Möglichkeit bestehen, sich ohne Voranmeldung Fahrräder zu mieten. Die teils schon vorhandenen Bikesharing-Angebote in einem Ort sollen auch immer die Bahnhöfe umfassen. Es muss möglich sein, die Fahrräder auch an einem anderen nahegelegenen Bahnhof wieder zurückzugeben. Auf diese Weise kann bei vielen Ausflügen und Urlaubsreisen die Fahrradmitnahme im Zug überflüssig werden.
  • Bessere Fahrgastinformation: Fahrgäste sollen besser über die Risiken einer Fahrradmitnahme ohne Reservierung aufgeklärt werden, da z.B. Kinderwagen und Rollstühle im Zweifel bei begrenztem Platz Vorrang genießen. Außerdem sollen die Auskunftsmedien die erwartete Auslastung der Fahrradplätze sowie ihre Position im Zug anzeigen. Dadurch können Überfüllungen und lange Haltezeiten zum Einsteigen vermieden werden.
  • Leichteres Umsteigen: Gerade auf größeren Bahnhöfen ist das Umsteigen mit Fahrrad oft unnötig kompliziert. Vor allem die schweren Elektrofahrräder können derzeit von vielen Menschen nur mit Fahrstühlen von einer Ebene zur nächsten transportiert werden. Fahrstühle sind aber ohnehin häufig ein Nadelöhr beim Umsteigen, da auch Reisende mit Rollstühlen, Kinderwagen oder schwerem Gepäck auf sie angewiesen sind. PRO BAHN fordert hier adäquate Unterstützung, zum Beispiel durch Führungsrillen für Fahrräder neben Treppenstufen oder ähnliche, niedrigschwellige Maßnahmen. Dies verkürzt die Umsteigezeiten nicht nur für Fahrradtouristen.

Der Fahrgastverband PRO BAHN ruft die Verantwortlichen bei den Aufgabenträgern auf Landes- und regionaler Ebene auf, kurzfristig mit der Umsetzung der vorgenannten Forderungen zu beginnen. Landesvorsitzender Diehl ergänzt: „Ein Großteil der vorgeschlagenen Maßnahmen ist kostengünstig und zeitnah umsetzbar und macht allen Fahrgästen das Leben leichter. Andersherum gilt: Wer einmal stundenlang am Bahnhof auf den nächsten freien Fahrradstellplatz im Zug warten musste, wird wohl nie wieder einen Ausflug mit Bahn und Rad unternehmen.“

8 Kommentare

  1. Ich würde den Vorschlag der Reservierung(smöglichkeit) zumindest nicht an erster Stelle sehen, und auch darüber hinaus kritisch diskutieren wollen.

    Wie wäre es in der Praxis? Ein Zug startet aus Bremerhaven nach Hannover und ab Osterholz sind 5 Räder reserviert. Trotzdem würden wohl ab Bremerhaven alle Plätze belegt, sodass mit viel Zeitverlust und Konfliktpotenzial Menschen mit Rädern in Osterholz aussteigen müssten. Der Unterschied zum reservierten Sitzplatz wird hier klar: die betroffene Person kann ja nicht einfach aufstehen, sie muss aussteigen.

    Meine Prophezeiung wäre, dass es von dort bis zur Reservierungspflicht genau eine Saison dauern würde. Und die hat bekannte große Nachteile.

    1. …oder die reservierten Plätze werden gar nicht in Anspruch genommen…. (Luftbuchungen)

      ich halte gar nichts von reservierungPFLICHT (umständlich und macht das reisen eher unattraktiv)

      besser ausreichend stellfläche ! (bei einigen linien ist das leider nicht der fall)

      1. Eine Reservierungspflicht fordern wir aber nicht. Außerdem müsste dann wie auch bei reservierten Sitzplätzen gelten, dass die Reservierung nach einer gewissen Zeit verfällt, wenn sie nicht wahrgenommen wird. Insofern stellt sich das beschriebene Problem m.E. nicht als gravierend dar.

  2. Ein Problem der Fahrradmitnahme in den Zügen ist noch garnicht angesprochen: Die deutlich zunehmende Mitnahme von Klapprädern und E-Roller. Bekanntlich ist hierfür keine Fahrradkarte zu lösen, aber sie nehmen den Fahrrädern die wenigen Stellplätze weg. Sehr oft habe ich Mühe mein Fahrrad abzustellen. Außerdem werde ich allein gelassen, wenn die Stellplätze von den Fahrgästen auf den Klappsitzen nicht freigegeben werden.

    1. Ist die Priorität denn nicht klar? M. E. lautet doch die Rangfolge der Belegung:
      1. Rollstühle
      2. Kinderwagen
      3. Fahrräder
      4. Reisende mit großem Gepäck
      5. übrige Reisende auf Klappsitzen …

    2. Genau aus dem Grund ist es wichtig, dass möglichst alle Züge mit Zugbegleitern fahren, die die geltenden Regeln auch durchsetzen – auch wenn das natürlich nicht immer vergnügungssteuerpflichtig ist.

  3. KEINEN Tarif für Fahrräder !

    Ich nmöchte nicht umständlich einen Tarif für Radler heraussuchen müssen.

    Einfach wie beim D-Ticket einsteigen und losfahren.

    Kostenfrei wie in Hessen, Thüringen und Sachsen-Anhalt

    1. Das würde ich dann doch nicht unterstützen. Für den zusätzlich benötigten Platz darf man ruhig ein bisschen was zahlen – man nimmt ja mehr Leistung in Anspruch als ein Reisender ohne Fahrrad. Lediglich bei Klapprädern ist meines Erachtens eine kostenlose Mitnahme sinnvoll, wenn sie auch wirklich zusammengeklappt und ohne zusätzlichen Platzbedarf transportiert werden.

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