Richtungsweisende Entscheidung für besseren Nahverkehr auf der Schiene

Beschaffung von 102 Akkutriebwagen durch Niedersachsen

Der Fahrgastverband PRO BAHN begrüßt ausdrücklich die jüngst bekanntgegebene Absicht des niedersächsischen Verkehrsministeriums und der Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG), in den kommenden Jahren insgesamt 102 batterieelektrische Triebwagen (sogenannte BEMUs) für den Schienenpersonennahverkehr zu beschaffen. Dies ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer weiteren Elektrifizierung des Schienennetzes in Niedersachsen. Dass zudem die Zahl der Sitzplätze je Triebwagen steigt, begrüßt PRO BAHN angesichts steigender Fahrgastzahlen ebenfalls wie auch die Eignung für unterschiedliche Einstiegshöhen.

„Die Aussagen von Minister Lies und LNVG-Geschäftsführerin Schwabl gehen für uns als Fahrgäste in die richtige Richtung. Batterieelektrische Züge sind die beste verfügbare Brückentechnologie für Strecken, die heute noch nicht elektrifiziert sind“, freut sich PRO-BAHN-Landesvorsitzender Malte Diehl. „Niedersachsen folgt damit den Entscheidungen anderer Bundesländer wie Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen, die ebenfalls auf diese Technologie setzen.“

Gegenüber den ausscheidenden Dieselfahrzeugen, aber auch gegenüber Wasserstoff bieten batterieelektrische Fahrzeuge eine Reihe von Vorteilen:

  • Sie besitzen aufgrund des Antriebsprinzips einen um Größenordnungen besseren Wirkungsgrad (65-70% bei BEMU zu 20-25% bei Wasserstoff). Das senkt die Energiekosten massiv.
  • Sie beschleunigen deutlich besser als die heutigen Dieseltriebzüge, wodurch auf Strecken mit knappen Fahrplänen Verspätungen aufgeholt werden können.
  • Sie sind wie ganz normale Elektrotriebwagen unter Fahrdraht einsetzbar und ermöglichen so auch kosteneffiziente Fahrten auf elektrifizierten Strecken für neue, überregionale Verbindungen.
  • Die auf längeren nicht elektrifizierten Strecken wie der Heidebahn nötigen Fahrdrahtinseln können später in eine vollständige Elektrifizierung integriert werden und verursachen nur minimale zusätzliche Kosten.

Diese Vorteile zeigen sich besonders deutlich darin, dass alle noch dieselbetriebenen Teilnetze Niedersachsens mit absehbarem Bedarf an neuen Fahrzeugen zukünftig auf BEMUs umgestellt werden sollen. Lediglich das bereits mit Wasserstoff betriebene Teilnetz rund um Bremervörde wird weiterhin Wasserstofftriebwagen nutzen, da die Infrastruktur dort schon vorhanden ist.

„Damit die neuen Akku-Fahrzeuge ab 2029 fahren können, muss umgehend mit dem Aufbau von Fahrdrahtinseln auf den betroffenen Strecken begonnen werden“, fordert Diehl. „Bei der jetzigen Ausbaugeschwindigkeit von Eisenbahnstrecken dauern selbst kleine Projekte eine halbe Ewigkeit – wie etwa fünf Jahr für fünf Kilometer Oberleitung für einen Gleisanschluss in Wilhelmshaven. Das muss bei diesem Projekt schneller gehen.“

Besonders freut sich PRO BAHN darüber, dass zwischen Oldenburg und Osnabrück bis 2034 durchgehend der Fahrdraht hängen soll, zumal in Niedersachsen ohnehin vergleichsweise wenige Strecken elektrifiziert sind. „Das würde endlich wieder durchgehende Verbindungen über Osnabrück hinaus, etwa von der Küste ins Ruhrgebiet, ermöglichen“, betont der stellvertretende Landesvorsitzende, Stefan Goda, selbst Anlieger dieser Strecke. Auch wenn diese Strecke 2020 für das Programm „Elektrische Güterbahn“ sehr knapp durchfiel, dürfte sich ein neuer Anlauf für Bundesmittel lohnen, denn die Elektrifzierung könnte auch nach einfacheren, kostensparenden Standards erfolgen, und der geplante dichtere Takt erhöht zweifelsfrei den Nutzen. PRO BAHN hofft abschließend sehr, dass diese Ausschreibung gemäß dem verkündeten Zeitplan umgesetzt werden kann und es nicht wie bei der Beschaffung der neuen Doppelstocktriebtriebzüge wieder zu erheblichen Verspätungen kommt.

Ein Kommentar

  1. Ergänzung: Bei dem fünf Kilometer langen Gleisanschluss für eine Oberleitung in Wilhelmshaven handelt es sich um den Anschluss von der sogenannten “Öl-Weiche”, Nordstrecke zum Rhenus Midgard Kohle Bulk Terminal im Rüstersieler Groden. Für die 5 km Strecke, soll alle sechzig Meter ein Oberleitungsmast aufgestellt werden ! Keine Erhöhung der Streckengeschwindigkeit, kein Lärmschutz usw. ! Dafür das volle Programm an Planfeststellung usw. und das dauert bis 2027 !! Die Euro-Modul Lokomotiven mit Oberleitung und Diesel für die sogenannte “Letzte Meile” kommen dort auch immer mehr zum Einsatz.
    Das Projekt läuft unter dem Programm “Elektrische Güterbahn” des Bundes.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert