Sehr geehrte Damen und Herren!
Mit diesem offenen Beschwerdebrief möchte der Fahrgastverband PRO BAHN, Regionalverband Ems-Jade e.V., sein Unverständnis mit der erneuten bzw. weiteren Verzögerung der Baustelle BÜ Alexanderstraße in Oldenburg äußern.
Über zehn Jahre hat der Ausbau der Strecke für den Güterverkehr zum einzigen deutschen Tiefwasserhaften Wilhelmshaven gedauert. Der Streckenausbau bzw. die Ertüchtigung hierzu verliefen im Zeitplan und wurden zum Fahrplanwechsel 12/2023 mit der Elektrifizierung vollzogen. Dabei haben die verantwortlichen Ingenieure unter Frau Jutta Heine-Seela, Frank Heuermann, Ullrich Beyer und Marvin Jäkel u.a. Großartiges geleistet, auch um Termine zu halten; der öffentliche Konsens zum Bau war immer sehr aufschlussreich.
Nun ist eine im Vergleich dazu fast lächerliche Baumaßnahme mit der Höherlegung eines Bahnübergangs Schuld daran, dass die von den Fahrgästen nach jahrelangen Behinderungen durch den Streckenausbau geplanten Verbesserungen, hier die stündliche Anbindung bzw. Weiterleitung der NWB Regio-S-Bahn 3 von und nach Wilhelmshaven, nur vorübergehend eingeführt wurden (allerdings nur bis Oldenburg), um dann wieder vollständig aus dem Fahrplan zu verschwinden. Die erneute Einführung in der HVZ zum 1. Juli 2024 scheitert mal wieder am Kirchturmdenken im DB-Tower Berlin.
Während das Richtungsgleis Oldenburg – Rastede bereits fertiggestellt wurde, die neue Signaltechnik vollständig installiert wurde und im Gesamtverkehr bereits in Betrieb ist, aber nicht befahren wird – wegen angeblicher Soft- und Hardware-Probleme -, kann das ebenfalls fast vollständig fertiggestellte Gegengleis nicht angeschlossen werden. Hier verzögert sich ferner der Abbau des höhengleichen Baugleises.
DB-Projektleiter Carsten-Alexander Müller erklärte hierzu in der NWZ Oldenburg: “Ich möchte mich bei der Stadt für die Verzögerung der Arbeiten entschuldigen.” Er meinte damit die Tieferlegung der Straße um 1,50 m! An den Fahrgäste, Berufspendler, Studenten, Schüler, Soldaten der Standorte Wilhelmshaven, Jever und Wittmund sowie Touristen zu den ostfriesischen Inseln ging diese Entschuldigung völlig vorbei; diese sind wohl Fahrgäste 2. Klasse! In einem Artikel der Wilhelmshavener Zeitung wurde sogar bestätigt, dass dies keine Auswirkung auf die Verbesserung mit der NWB RS 3 hat.
Pustekuchen! Noch immer wird die störungs- und verspätungsanfälligste Strecke im Fernverkehr durch die NWB RE 18 Wilhelmshaven – Oldenburg – Osnabrück mit in die Jahre gekommenen Dieseltriebzügen ALSTOM Lint 41 im Stundentakt bedient! Der Fahrgasttrent richtet sich aber in erster Linie bei der oben erwähnten Fahrgast-Klientel in Richtung Bremen-Hannover.
Das unbeliebte Umsteigen in Oldenburg scheint kein Ende zu nehmen. Den Berufspendlern wurde der kurzzeitig eingeführte 30-Minutentakt schmackhaft gemacht und wieder weggenommen! So wird man keine Fahrgäste gewinnen.
Nun sollen die externen Prüfer für die Abnahme der Soft- und Hardware fehlen; Fachkräftemangel wird hierfür genannt! Wie wir allerdings aus gut unterrichteten Kreisen erfahren haben, ist das Soft-/Hardware-Problem bereits gelöst; die zur Verfügung stehenden Prüfer sollen allerdings auf Baustellen wie Ried- und Ahrtalbahn von der DB-Zentrale in Berlin beordert worden sein, was ja wohl in der Prioritätenliste von Bundesverkehrsminister Wissing (FDP) ganz oben zu finden sein soll. Der Rest kann also warten, nur Fernverkehrsstrecken werden bevorzugt behandelt.
Das nächste Dilemma wird schon im nächsten Jahr 2025 die Fahrpläne kräftig durcheinanderwirbeln, wenn der Streckenabschnitt Bremen – Hude eine halbjährliche Vollsperrung für den gesamten Personenverkehr erfahren soll. Das wird dann auch den Bahnhof Oldenburg voll treffen! Nur der genaue Zeitplan für die halbjährliche Vollsperrung ist noch nicht genannt worden. Viellecht ist das schon einmal die Entschuldigung der DB InfraGo AG dafür, sollte diese gleich im ersten Halbjahr erfolgen.
Man darf gespannt sein, wie sich der stark anwachsende Güterverkehr bzw. die Hafenwirtschaft im einzigen deutschen Tiefwasserhafen Wilhelmshaven mit Hapag Lloyd darauf einstellen wird, ebenso die Unterweserhäfen Nordenham und Brake.
In diesem anstehenden Halbjahr bleibt dann wieder die ungeliebte Dieselfernverkehrsstrecke RE 18 nach Osnabrück die einzige Verbindung, mit der die Fahrgäste überhaupt nach Süden kommen können.
Für den Regionalverband Ems-Jade e.V.
Hans-Joachim Zschiesche, Regionalvorsitzender