PRO BAHN Niedersachsen/Bremen hat kein Verständnis mehr für Tarifkonflikt

Tarifkonfikt auch nach Absage des Warnstreiks nicht gelöst

Der Landesverband Niedersachsen/Bremen des Fahrgastverbandes PRO BAHN reagiert mit großer Erleichterung darauf, dass der geplante zweitägige Warnstreik der Gewerkschaft EVG abgesagt wurde. Gleichwohl bedeutet dies keine Lösung des langandauernden Tarifkonflikts. Vielen Fahrgästen ist trotzdem Schaden entstanden, weil sie bereits direkt nach der Streikankündigung umgeplant haben. PRO BAHN fordert im laufenden Tarifkonflikt daher die Deutsche Bahn AG und die EVG auf, ihre Differenzen endlich beizulegen und mit echter Kompromissbereitschaft und ernsthaftem Einigungswillen an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

Die Fahrgäste zahlen einmal mehr den Preis dafür, dass die Deutsche Bahn und eine der zuständigen Gewerkschaften sich nicht einigen. Das Verständnis für die berechtigten Interessen der Eisenbahner ist nach wie vor groß, da die Bahnkunden schon seit Jahren unter fehlendem Personal auf Stellwerken und Lokomotiven leiden und wissen, dass unter anderem eine gute Bezahlung die Personalprobleme zu lösen hilft.

Kein Verständnis haben die Fahrgäste jedoch für die brutale Art und Weise, wie sie einmal mehr zum Spielball im Machtkampf der Gewerkschaften EVG und GDL einerseits und der DB AG andererseits gemacht wurden. Weitere Streiks sind zudem nicht vom Tisch. Malte Diehl, Vorsitzender des Fahrgastverbandes in Niedersachsen und Bremen, bringt es auf den Punkt: „Wir Fahrgäste sind es einfach leid, mal von dieser, mal von jener Seite aus zu den Leidtragenden einer tariflichen Auseinandersetzung gemacht zu werden, die in anderen Branchen längst am Verhandlungstisch gelöst worden wäre. Wir fordern zudem, dass die Tarifparteien sich während der Friedenszeiten endlich nach dem Vorbild anderer Länder auf einen reduzierten Garantiefahrplan für Streiks einigen, damit wenigstens ein minimales Angebot verfügbar ist.“

Das System Bahn pfeift, das bekommt jeder und jede Reisende tagtäglich mit, aus dem letzten Loch. Wofür die Führungskräfte der Deutschen Bahn aktuell mit Boni überschüttet werden, erschließt sich beim Fahrgastverband niemandem mehr, erst recht weil Pünktlichkeit und Kundenzufriedenheit offenbar gar nicht in die Bewertung einflossen. Gleichzeitig waren die Züge so unpünktlich, gab es noch nie so viele Ausfälle, und dennoch werden die Führungskräfte zusätzlich belohnt. Dasselbe Unternehmen, das sich ganz offenbar seiner kapitalen Fehlleistungen nicht einmal bewusst ist, zierte sich bislang ernsthaft, einigen wenigen Beschäftigten gemäß Vergütungstabelle einen auskömmlichen Mindestlohn zuzugestehen. So gewinnt man also Fachkräfte!

Die EVG wiederum scheint derart in ihren Konkurrenzkampf mit der GDL vertieft zu sein, dass sie überhaupt nicht mehr mitbekommt, welchen enormen Schaden sie am System Eisenbahn und der Mobilitätswende gerade anrichtet. Zwei sich gegenseitig in herzlicher Abneigung verbundene Gewerkschaften überbieten sich in ihren Forderungen an das Unternehmen DB AG und treiben die Fahrgäste mit dem Streik zurück auf die Straße. Als hätte die straßenlastige Verkehrspolitik der letzten Jahre zusammen mit der volkswirtschaftlich völlig unsinnigen Gewinnmaximierung in vielen Bereichen der verkehrlichen Daseinsvorsorge infolge der Bahnreform nicht schon genug Schaden verursacht.

„Wir Fahrgäste wollen mit der Bahn fahren und nicht wegen eines ganz offensichtlich lösbaren Tarifkonflikts wieder einmal das Nachsehen haben. Wir fordern auch die Landespolitik auf, die Tarifparteien nachdrücklich an ihre eigentliche Aufgabe zu erinnern, Züge fahren zu lassen – wenn möglich, sogar pünktlich. Es darf außerdem grundsätzlich nicht sein, dass einzelne Angestellte der Deutschen Bahn, hier z.B. die Fahrdienstleiter auf den Stellwerken, den gesamten Zugverkehr in Deutschland lahmlegen können, auch wenn andere Verkehrsunternehmen gar nicht bestreikt werden. Diesbezüglich ist dringend angeraten, angesichts des unverhältnismäßig großen volkswirtschaftlichen Schadens bei Streiks über eine erneute Verbeamtung in solchen Schlüsselpositionen nachzudenken.“

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