Fahrgäste brauchen endlich Zeitplan bis zur Reparatur der Huntebrücke; besserer Notfahrplan nötig

Strukturelles Problem der Brücke kann nur durch Neubau gelöst werden

Seit fast zwei Wochen behindert der am 04.11.2025 in der Huntebrücke festgestellte Riss am Gegengewicht den Schienenverkehr in und um Oldenburg massiv. Bis heute liegt kein verlässlicher Zeitplan, zu wann die Reparatur abgeschlossen sein wird, vor. Gleichzeitig ist der Notfahrplan unzureichend, da die eingesetzten Züge nicht verlängert werden und das Ammerland praktisch abgehängt wird. Der Fahrgastverband PRO BAHN kritisiert dies scharf und fordert sofortige Abhilfe.

„Als allererstes müssen wir wissen, wann die Reparaturen an der Huntebrücke fertiggestellt werden und sich der Zugverkehr wieder normalisieren wird, damit Fahrgäste und Unternehmen planen können. DB InfraGo hatte anfangs drei bis vier Wochen genannt. Die Hälfte dieser Zeit ist bereits verstrichen, ohne dass man einen Zieltermin vorgelegt hat. Hier muss endlich ein Datum her“, fordert Malte Diehl, Regionalvorsitzender des Fahrgastverbands PRO BAHN. „Wir erwarten zudem, dass alle verfügbaren Kräfte für diese Reparatur gebündelt werden, damit es so schnell wie möglich geht, um die ganze Region nicht länger abgehängt zu lassen. Gerade für Pendler sind die Zustände eine Qual, die zu vielen Umstiegen vom Zug aufs Auto führen wird.“

Der Fahrgastverband kritisiert zudem, dass das Ammerland abgeschnitten wird, wo nach wie vor nur alle zwei Stunden statt jede Stunde ein Zug fährt. Nach Bad Zwischenahn gibt es normalerweise sogar einen Halbstundentakt. „50 bis 75 Prozent der Züge im Ammerland fallen ersatzlos aus. Warum ist die DB hier offensichtlich nicht verpflichtet, ihre Züge fahren zu lassen, wo die Strecke doch westlich von Oldenburg frei ist?“ fragt Diehl und weiter: „Warum ist es nicht möglich, zur Not kurzfristig ein anderes Unternehmen, etwa die NordWestBahn, als Ersatz zu gewinnen? Freie Fahrzeuge gibt es derzeit infolge der Ausfälle genug.“

Ebenso muss endlich dafür gesorgt werden, dass die verbleibenden Züge zwischen Oldenburg und Bremen verstärkt werden, um der Fahrgastnachfrage gerecht zu werden. „Wir wissen insbesondere in den Hauptverkehrszeiten von Fällen, in denen Fahrgäste nicht mehr mitgenommen werden konnten“, erläutert Diehl. „Die Züge der RS 3, die nach wie vor stündlich zwischen Bremen und Oldenburg und teilweise weiter bis Wilhelmshaven verkehrt, müssen unbedingt für die Dauer der Störung in Doppeltraktion fahren.“

PRO BAHN verweist darauf, dass die auf den Abschnitt Hude – Bremen verkürzte RS 30 deswegen derzeit nur sehr schwach besetzt verkehrt. Nötigenfalls könnte sie vorübergehend ganz gestrichen werden, um die erforderlichen Fahrzeuge freizusetzen. Hinzu kommt, dass ab Montag die RS 4 Nordenham – Bremen wegen Bauarbeiten in Hude endet. Da der IC 56 nach Norddeich derzeit auch nicht verkehrt, entstehen dadurch in Richtung Bremen und Oldenburg alle zwei Stunden Wartezeiten auf den nächsten Zug von rund 30 Minuten. Wenn baubedingt die Kapazität zwischen Bremen und Hude eingeschränkt ist, sollte lieber die RS 4 statt der RS 30 verkehren und die Direktverbindung Nordenham – Hude sicherstellen. PRO BAHN fordert angesichts dieser vielen Probleme, endlich einen an den Bedürfnissen der Fahrgäste ausgerichteten, optimierten Notfahrplan aufzustellen.

„Gleichzeitig erneuern wir unsere Forderung, endlich ernsthaft den Ersatzneubau der Oldenburger Hunteklappbrücke anzugehen. Es kann gar nicht deutlich genug gesagt werden, dass wir es gerade mit einem strukturellen Problem zu tun haben, das nicht einfach mit Ersatzteilen gelöst werden kann. Die Brücke ist schlicht marode“, erinnert Regionalvorsitzender Diehl und betont: „Dieser Ersatzneubau muss eine feste Querung ohne Klappe sein und wegen des steigenden Verkehrsaufkommens dreigleisig ausgelegt werden. Er ist parallel zum laufenden Betrieb östlich der jetzigen Brücke zu errichten. Der Denkmalschutz darf dabei nicht im Wege stehen, denn es geht hier um essenzielle Infrastruktur, die von zehntausenden Fahrgästen täglich und dem Güterverkehr dringend benötigt wird.“

Die Dreigleisigkeit ist aus Sicht von PRO BAHN nötig, weil die Huntebrücke mit der höhengleichen Verzweigung dahinter bereits jetzt einen Engpass darstellt und zukünftig noch mehr Züge darüber fahren werden. Bereits heute benutzen täglich ca. 160 Personenzüge auf den Strecken nach Bremen und Osnabrück sowie gut 50 Güterzüge und sonstige Fahrten die Brücke. Geplant sind weitere 20 Personenzüge sowie bis zu 80 zusätzliche Güterzüge, wenn der JadeWeserPort weiterwächst und die Wasserstoffwirtschaft rund um Wilhelmshaven aufgebaut wird. Wir sprechen dann von mehr als 300 Zügen täglich, für die der Platz dann einfach zu knapp wird. Ähnlich sieht es mit der Pferdemarktbrücke aus, die aus denselben Gründen bei der Sanierung um ein drittes Gleis erweitert werden sollte – wie es vor der Höherlegung der Strecke war.Aufgrund der Dringlichkeit einer dauerhaft funktionierenden Huntequerung in Oldenburg fordert PRO BAHN ebenfalls, den Brückenneubau in die Büsumer Liste aufzunehmen, die die wichtigsten Infrastrukturprojekte der norddeutschen Bundesländer aufführt. „Es ist für uns kaum verständlich, warum sie darin nicht enthalten ist“, so Diehl. „Nicht nur die Stadt Oldenburg, auch die anderen Landkreise und Kommunen im Nordwesten müssen großen Druck aufbauen, damit sich hier schnell etwas tut, denn sie sind von diesem und weiteren Ausfällen gleichermaßen betroffen. Der Nordwesten kann nur ein attraktiver Standort sein und bleiben, wenn Fahrgäste und Güter zuverlässig an ihr Ziel gelangen können. Der nächste Riss könnte aber eine Vollsperrung der Brücke erzwingen.“ Dass die Deutsche Bahn nach offiziellen Angaben immer noch an einem Baubeginn nach 2045 festhält, ist für den Fahrgastverband grob fahrlässig und verantwortungslos.

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