Ein Riss an einem wichtigen Bauteil der Oldenburger Huntebrücke sorgt seit dem 04.11.25 für massive Behinderungen im Bahnverkehr von und nach Oldenburg. Unter anderem die NWZ und der NDR berichteten darüber. Wieder einmal müssen Fahrgäste und Wirtschaft darunter leiden, dass die Deutsche Bahn aus falscher Sparsamkeit unbedingt die bestehende, offensichtlich abgängige Brücke noch bis mindestens 2045 erhalten möchte.
Für den Fahrgastverband PRO BAHN ist die jetzige Großstörung eine Folge langjährigen verkehrspolitischen Versagens. „Durch die vorübergehende Eingleisigkeit in Verbindung mit der Langsamfahrt von nur 20 km/h auf dem verbleibenden Gleis wird der Zugverkehr in Oldenburg über Wochen völlig unberechenbar sein. Viele Reisende werden zu spät ans Ziel kommen und die Anschlüsse in Oldenburg nicht funktionieren. Der entstehende volkswirtschaftliche Schaden ist enorm, auch für den Güterverkehr, der ebenfalls stark behindert wird“, erläutert Regionalvorsitzender Malte Diehl. „Wir erneuern angesichts dieses vorhersehbaren Desasters unsere Forderung, endlich mit den Planungen eines festen Ersatzneubaus zu beginnen. Die Verantwortlichen in Bund und Land müssen schnellstmöglich die nötigen Mittel bereitstellen. Fahrgäste und Wirtschaft können nicht bis nach 2045 warten.“
Konkret hätte die Deutsche Bahn schon vor gut zehn Jahren mit den Vorbereitungen für einen Neubau beginnen müssen, als die altersbedingte Störanfälligkeit der Brücke zunahm. Dies wurde bewusst unterlassen, weil offenbar die ständigen Reparaturen betriebswirtschaftlich billiger sind und niemand das nötige Geld aufbringen wollte. Gleichzeitig war allen Verantwortlichen seit langer Zeit bekannt, dass das Verkehrsaufkommen über die Brücke durch Taktverdichtungen im Personenverkehr und zusätzliche Güterzüge unter anderem zum Jade-Weser-Port stark zunehmen würde. Umso unverantwortlicher war es, nicht in die Infrastruktur zu investieren.
Und nicht nur die Brücke wurde vernachlässigt: Auf dem Abschnitt Oldenburg – Hude wurden in den vergangenen Jahren sogar Weichen ausgebaut, was die Kapazität und Flexibilität der Strecke reduzierte. Gleichzeitig ist dieser störanfälligste Abschnitt der Verbindung Wilhelmshaven – Oldenburg – Bremen der einzige, der immer noch nicht für Gleiswechselbetrieb ausgelegt ist. Das heißt, die Züge können nicht beide Gleise flexibel in beide Richtungen befahren. Damit hätten wenigstens die Zugausfälle weitgehend vermieden werden können.
Um die von Verspätungen und Zugausfällen geprägte Situation für die Reisenden nicht noch weiter zu verschlimmern, fordert der Fahrgastverband ferner, für die Zeit bis zur Reparatur die Anschlüsse in Oldenburg und anderen Umsteigebahnhöfen in der Region, z.B. Sande und Hude, bestmöglich zu sichern. „Dazu müssen alle Beteiligten, also Deutsche Bahn, Nordwestbahn und Landesnahverkehrsgesellschaft, kurzfristig an einen Tisch und klären, was technisch möglich ist“, fordert Vorsitzender Diehl. „Vor allem müssen die Strafzahlungen, die die Eisenbahnunternehmen bei Verspätungen leisten müssen, vorübergehend außer Kraft gesetzt werden, wenn sie auf Anschlüsse warten. Es darf nicht sein, dass zu der Langsamfahrt über die Brücke angesichts der meist nur stündlich verkehrenden Verbindungen tausendfach am Tag die Anschlüsse verpasst werden.“
Für unzumutbar hält PRO BAHN es auch, dass offenbar bis zur Reparatur sämtliche Intercitys der Linie 56, die zweistündlich von Ostfriesland über Oldenburg nach Bremen, Hannover und weiter verkehren, nicht über Oldenburg fahren, sondern über Osnabrück umgeleitet werden sollen. Dadurch fährt nach Leer nur alle zwei Stunden ein Zug, und in Oldenburg gehen die Anschlussverbindungen aus Richtung Wilhelmshaven und Osnabrück in Richtung Bremen und Leer alle zwei Stunden verloren. „Wir fordern, dass in der Zeitlage der ICs umgehend Ersatzzüge fahren, die einen funktionierenden Taktknoten in Oldenburg und eine stündliche Bedienung nach Leer und Emden sicherstellen“, betont Regionalvorsitzender Diehl.PRO BAHN weist darauf hin, dass die Störung auch ganz praktische Auswirkungen auf den ohnehin hochbelasteten Bahnübergang Stedinger Straße in Oldenburg hat. Infolge der Langsamfahrt wird er noch wesentlich länger geschlossen sein als ohnehin schon, denn die Schranken müssen bereits geschlossen sein, bevor ein Zug Oldenburg verlässt und somit vor der Langsamfahrt über die Brücke. Umso wichtiger wäre auch hier eine Lösung wie bei der Alexanderstraße, die im Zuge eines festen Ersatzneubaus umgesetzt werden könnte. Hier ist auch endlich ein starkes Engagement der Stadt Oldenburg gefragt.
