Niedersachsen und Bremen müssen sich beteiligen, aber nicht zulasten des bestehenden ÖPNV-Angebots!

PRO BAHN Niedersachsen/Bremen zum 49-Euro-Ticket

Der Fahrgastverband PRO BAHN, Landesverband Niedersachsen/Bremen, begrüßt grundsätzlich die Einigung auf die Einführung eines bundesweit im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) gültigen Tickets zum Preis von 49 Euro pro Monat. Gleichzeitig ist er aber enttäuscht darüber, dass verschiedene finanzielle Aspekte immer noch nicht geregelt sind und die zum 01.01.2023 geplante Einführung gefährden. Die Verantwortung für diese Verzögerungen sieht der Verband vor allem in der Unwilligkeit der Länder, ihrerseits die Zuschüsse zu erhöhen. Niedersachsen und Bremen sehen wir daher in der Pflicht, sich an den Kosten hinreichend zu beteiligen.

„Der Bund hat seinerseits ein beachtliches Angebot gemacht, mit 1,5 Mrd. € jährlich etwa die Hälfte der erwarteten Ausfälle bei den Fahrgeldeinnahmen zu übernehmen“, sagt dazu Malte Diehl, Landesvorsitzender von PRO BAHN. „Es sollte Niedersachsen und Bremen nun eigentlich leichtfallen, jeweils einen angemessenen Teil der restlichen Kosten mit neuen, eigenen Zuschüssen zu übernehmen. Hier sind auch mehr Mittel seitens der Bundesländer gefragt. Natürlich wäre es wünschenswert, wenn der Bund sein Angebot noch nachbessern könnte, aber der Ausbau des ÖPNVs ist letztlich eine Gemeinschaftsaufgabe aller Beteiligten. Gerade Niedersachsen hat sich in der letzten Legislaturperiode, in der das ÖPNV-Angebot nur leicht ausgebaut wurde, Reaktivierungen kaum stattfanden und Neubaustrecken wider alle Fakten bekämpft wurden, nicht positiv hervorgetan.“

PRO BAHN warnt Bremen und Niedersachsen insbesondere davor, die ihnen zugeteilten Regionalisierungsmittel für die Finanzierung des 49-Euro-Tickets zu missbrauchen. Da das jetzige Budget für den ÖPNV nur gerade so reicht, um das jetzige Angebot zu finanzieren, ganz zu schweigen von einem angemessenen Ausbau, muss eine Beteiligung der beiden Länder über echte zusätzliche Mittel erfolgen. Die bisher zugeteilten Regionalisierungsmittel müssen weiterhin ausschließlich zur Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung des ÖPNV-Angebots in Niedersachsen und Bremen aufgewandt werden.

Ein zweites großes Problem ist, dass das Ticket offenbar nur digital und papierlos über das Smartphone angeboten werden soll. Dies wäre eine glatte Diskriminierung aller Menschen, die aus welchen Gründen auch immer kein Smartphone haben – immerhin ein beachtlicher Bevölkerungsanteil.

„Das 9-Euro-Ticket konnte man ganz selbstverständlich am Automaten kaufen, und wir verstehen nicht die Schwierigkeit, die neue Fahrkarte ebenfalls dort in Papierform und ohne Abonnement anzubieten“, kritisiert Vorsitzender Diehl das Vorhaben. „Während man selbst die entlegenste Bushaltestelle aufwendig barrierefrei ausbaut, werden hier vorsätzlich neue Barrieren geschaffen. Fahrgastfreundlich ist das überhaupt nicht.“

PRO BAHN weiß aus zahlreichen Gesprächen, dass in manchen Gegenden bis zur Hälfte aller 9-Euro-Tickets am Automaten oder sogar am Schalter gekauft wurden. Diese Einschränkung des Vertriebs könnte sich somit als großer Hemmschuh für die Akzeptanz dieser Fahrkarte erweisen. Ferner wünschen wir als Fahrgastvertreter uns, dass die niedersächsische Verkehrspolitik analog zum Land Berlin zusätzlich eine Version des Tickets mit dem Gültigkeitsbereich des Niedersachsentickets einführt, das heißt, Niedersachsen und Bremen, der Großteil Hamburgs und einige Verbindungen in andere Bundesländer. Nicht jeder muss bundesweit unterwegs sein, und ein vergünstigtes, nur regional gültiges Ticket könnte noch mehr Menschen zum Umstieg bewegen.

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