Am Sonntag, 14.12.2025, findet deutschlandweit der jährliche Fahrplanwechsel bei der Bahn und vielen Busunternehmen statt. Nachdem der Fahrgastverband PRO BAHN sich vor zweieinhalb Monaten bereits nach Bekanntgabe der Änderungen im Fernverkehr durch die DB AG zu Wort gemeldet hatte, wirft er nun einen umfassenderen Blick auf alle Änderungen. Dabei ergibt sich leider nur ein durchwachsenes Bild. Neben einzelnen Verbesserungen gibt es teils erhebliche Verschlechterungen. Einige der positivsten Neuerungen sind im Busverkehr zu verzeichnen.
Eine harte Zeit steht den Reisenden indes mit der Qualitätsoffensive zwischen Hamburg und Hannover von Mai bis Juli bevor, wenn die Strecke zwischen Lüneburg und Langenhagen voll gesperrt wird und zwischen Hamburg und Hannover nur ein Stundentakt gefahren werden kann. Damit einher gehen folgende weitere erhebliche Einschränkungen für die Reisenden:
- Vollständiger Ausfall der S-Bahnen zwischen Nienburg und Wunstorf mit Schienenersatzverkehr für die Zwischenhalte bis Neustadt
- Einkürzung der Regio-S-Bahn nach Verden auf Langwedel
- Unter der Woche nur stündliche Regionalzüge von Bremen nach Hamburg; Halbstundentakt erst ab Scheeßel
- Vollständiger Ausfall der Regio-S-Bahn zwischen Rotenburg und Verden
- Weiterhin teilweise Schienenersatzverkehr auf der Mühlenbahn bis Bodenteich
- Entfall der IC-Züge zwischen Hannover und Bremen bei gleichzeitiger Kapazitätseinschränkung auf der Linie RE 8.
Die schnellste Nahverkehrsverbindung während dieser Zeit ist die RB 38 zwischen Hannover und Buchholz mit Umstieg nach Hamburg. PRO BAHN rät aber von der Nutzung dieser Verbindung ab: „Selbst, wenn Start Niedersachsen-Mitte es schafft, bis Mai alle Züge in Dreifachtraktion fahren zu lassen, dürfte diese Linie infolge der ausweichenden Fahrgästen häufig überlastet und damit sehr verspätungsanfällig sein“, erläutert Landesvorsitzender Malte Diehl. Hochproblematisch sind ebenfalls die alle zwei Stunden vorgesehenen Triebzüge der Baureihe 442 auf der Linie RE 8, die deutlich weniger Sitzplätze bieten als die jetzigen Doppelstockzüge mit sechs Wagen. Da sie einen Teil des Verkehrs zwischen Hamburg und Hannover auffangen müssen, dürfte es auch hier regelmäßig sehr eng werden.
Auch über die Qualitätsoffensive hinaus finden sich die größten Verschlechterungen auf der Achse Hamburg – Hannover. Gleich mehrere Verstärkerzüge können ab Fahrplanwechsel nicht mehr ab Hamburg Hbf, sondern nur noch ab Hamburg-Harburg fahren; Fernzüge sind im Weg und blockieren die zu wenigen Gleise. Besonders drastisch verschlechtert sich auch der Binnenverkehr zwischen den Mittelzentren Lüneburg, Uelzen und Celle. Gab es bislang mindestens zweistündlich einen Fernzug, der alle drei Städte miteinander in ca. 40 Minuten verband und attraktive Reiseverbindungen für Pendler bot, so sorgt die Umstrukturierung der Fernverkehrslinien durch die DB dafür, dass fast kein Fernzug mehr inzwei oder mehr dieser Städte hält. „Den Reisenden bleibt auf dieser wichtigen Verbindung außerhalb der Metropolregionen künftig nur noch der stündliche Metronom mit Fahrzeiten von deutlich über einer Stunde, bei dem alle zwei Stunden auch noch in Uelzen umgestiegen werden muss. Angesichts der Verspätungsanfälligkeit der Strecke sind verpasste Anschlüsse hier vorprogrammiert“, kommentiert Diehl und ergänzt: „Wir fordern einen angemessenen Ersatz für die weggefallenen Verbindungen.“
Leichte Verbesserungen im Angebot gibt es hingegen im RE-Kreuz Bremen: Hier werden einzelne zusätzliche Verbindungen in Tagesrandlagen angeboten. Positiv hervorzuheben ist insbesondere die bessere Anbindung Ostfrieslands. Zukünftig kann man bereits um 5:18 ab Emden nach Norddeich zur Fähre fahren und eine Stunde später als bisher um 21:39 zurückfahren, so dass auch ab Leer (22:41) endlich eine Spätverbindung zur Verfügung steht. In Gegenrichtung fährt der letzte RE ab Oldenburg jetzt täglich um 23:33. Ähnlich sehen die Verbesserungen auf den Strecken nach Bremerhaven und Osnabrück aus. „Für PRO BAHN ist dies eine positive Entwicklung“, so Diehl, „die jedoch nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass es deutlich mehr Angebotsausweitungen bräuchte, um die verkehrspolitischen Ziele zu erreichen. Bund und Land werden ihrer Verantwortung nicht gerecht.“
Auch jenseits des RE-Kreuzes halten sich die Änderungen in engen Grenzen. Zwischen Paderborn und Herzberg kommt eine neue Spätverbindung zustande, weil der letzte Zug zwischen Ottbergen und Göttingen um eine Stunde nach hinten verlegt wird. Von Göttingen geht es zukünftig jede Stunde direkt mit RE-Zügen über Leinefelde nach Erfurt. Ansonsten bleibt von marginalen Änderungen abgesehen das Angebot gleich.
Im kommenden Fahrplanjahr werden allerdings einige neue Haltepunkte ans Netz gehen. Dies sind Adendorf (Landkreis Lüneburg), Bunde, Ihrhove Neermoor (alle Landkreis Leer). Im Zuge der Wiederinbetriebnahme der Bahnstrecke Leer – Groningen wird auch Weener wieder mit dem Zug erreichbar sein. Alle Halte werden indes nur stündlich und von einer Linie bedient. Landesvorsitzender Diehl dazu: „Während wird die neuen Halte ausdrücklich begrüßen, hätte es sich doch mindestens in Neermoor und Ihrhove angeboten, alle Nahverkehrslinien halten zu lassen, um bestmögliche Verbindungen und Anschlüsse herzustellen.“
Im Busverkehr ergeben sich dank vielerorts mutigerer Nahverkehrspläne und engagierter Verkehrsplaner in Städten und Landkreisen hingegen einige erhebliche Verbesserungen. Auch gibt es hier kaum infrastrukturelle Begrenzungen, die einen Ausbau des Angebots verhindern. Einige wesentliche Beispiele sind:
- Einführung einer neuen landesbedeutsamen Buslinie von Herzberg über Bad Lauterberg nach Braunlage (bereits seit Oktober) mit neuem Spätbus von Herzberg nach Walkenried um 23:35 Uhr.
- Einführung einer neuen landesbedeutsamen Buslinie von Vechta nach Diepholz (bereits ab 01.12.)
- Einführung einer neuen landesbedeutsamen Buslinie von Winsen über Salzhausen nach Tostedt
- Einführung einer stündlichen Plus-Bus-Linie aus Friedeburg über Wittmund nach Harlesiel als Ersatz für den wegfallenden Tidebus
Aus Sicht des Fahrgastverbands PRO BAHN tut sich aber insgesamt zu wenig. Die gewünschte Verdopplung der Fahrgastzahlenim ÖPNV wird bei solch kleinen Schritten nicht erreichbar sein. Es braucht mutiges, pragmatisches Handeln, das sich an den folgenden Leitlinien ausrichtet:
- Gesetzliche Festschreibung von Mindestvorgaben für den ÖPNV auf Schiene und Straße in ganz Niedersachsen und Bremen.
- Speziell für Niedersachsen: Sofortige Nutzung sämtlicher bereitgestellter Regionalisierungsmittel für den Zugbetrieb ohne Quersubvention des Busverkehrs bei gleichzeitiger Bereitstellung landeseigener Mittel für bessere Angebote
- Zeitnahe Ertüchtigung von Nebenstrecken mit hohem Fahrgastpotential parallel zu den Generalsanierungen, ggf. im Zuge einer Überführung dieser Strecken in Landesverwaltung zwecks Effizienzsteigerung
- Abschaffung unnötiger Bürokratie im Binnenverhältnis zwischen den verschiedenen Akteuren im Schienenverkehr (z.B. Entschlackung von Vertragswerken) bei gleichzeitigem Fokus auf kontinuierliche Verbesserungen von Angebot und Serviceim Sinne der Fahrgäste
