Leider nur durch Zufall haben wir davon erfahren, dass der Verkehrsverbund Südniedersachsen (VSN) keine Deutschland-Tickets mehr vertreibt, die bislang direkt beim VSN bestellt wurden. Ein entsprechendes Schreiben der beim Göttinger Verkehrsbetrieb angesiedelten Abozentrale wurde mit Datum 6. November 2025 (vergangener Donnerstag) verschickt. Der VSN hat es leider nicht für nötig befunden, uns darüber zu informieren, obwohl er seit einigen Monaten daran gearbeitet hat.
Der VSN ist davon überzeugt, mit der Niedersachsentarif GmbH NITAG und den damit verbundenen Dienstleistern eine zuverlässige und dauerhafte Lösung für den Vertrieb des Deutschland-Tickets gefunden zu haben. Deshalb empfiehlt sie den plötzlich gekündigten Abonnenten, bei der NITAG einen neuen Vertrag abzuschließen. Auslöser seien erhöhte bundesweite Sicherheitsstandards, die der VSN alleine nicht erfüllen konnte.
Wir haben in den vergangen Tagen sehr viele Fragen gehabt, die wir an den VSN und den ZVSN als zuständigen Aufgabenträger gestellt haben. Auch haben wir das Thema am Montag im Fahrgastbeirat der Stadt angesprochen. Mit den nun vorliegenden Antworten scheinen einige Bedenken ausgeräumt, aber wir bedauern es außerordentlich, dass der VSN, der sich eng mit dem ZVSN und der Stadt Göttingen abgestimmt haben will, das Thema nicht proaktiv – und damit positiv – kommuniziert hat.
Dazu stellt der PRO BAHN-Regionalvorsitzende Gerd Aschoff, der auch Vorsitzender des ZVSN-Fahrgastbeirats ist, unmissverständlich fest:
1. Das an die Abonnenten gerichtete Schreiben ist in vielen Punkten missverständlich, in einigen sogar falsch. So wird behauptet, dass eine Neubestellung über die NITAG bis spätestens 5. Dezember zu erfolgen hat. Tatsächlich gilt das nur für die Kunden, die eine Chipkarte anstatt der Anzeige auf dem Smartphone wünschen.
2. Die NITAG verlangt für die Chipkarte eine Bereitstellungsgebühr von 4,90 Euro. Wir zweifeln daran, dass dies rechtlich zulässig und und verweisen auf die zahlreichen Verkehrsverbünde, die keine derartige Strafgebühr erheben, etwa im benachbarten Nordhessen, der im Bahnhof Hann. Münden ein Kundenzentrum betreibt.
3. Es gibt viele Fahrgäste, die aus unterschiedlichen Gründen mit digitaler Technik und dem Online-Banking nur eingeschränkt oder gar nicht umgehen können oder wollen. Diese zahlenden Kunden dürfen nicht zurückgelassen werden. Der VSN muss ihnen eine gangbare Alternative aufzeigen.
4. In der vergangenen Woche hat der Deutsche Bundestag den Erhalt des Deutschland-Tickets bis zum Jahr 2030 berschlossen. Diese Chance sollte vom VSN offensiv genutzt werden, um neue Kunden zu werben, insbesondere mit dem D-Ticket Job.
5. Die Kommunikation von VSN und ZVSN nach innen und außen hätte deutlich besser laufen müssen. Aber wir wollen uns nicht länger über vergossene Milch unterhalten. Wir hoffen, dass der VSN zusammen mit den Aufgabenträgern sichtbar an einem wirklich attraktiven öffentlichen Nahverkehr arbeitet. Wir Fahrgastvertreter erwarten, dass wir mit unserer Expertise ernst genommen werden und unsere Erfahrungen in diesen Prozess einbezogen werden.
